Consecutio temporum lateinischer Nebensätze

 

Bei vielen Gliedsätzen hat sich ein festes System der Tempuswahl eingebürgert. Welches Tempus gewählt wird, hängt davon ab, in welchem zeitlichen Verhältnis der Gliedsatz zum übergeordneten Satz steht. Ein lateinischer Autor beachtet meist sehr genau, ob sich der im Gliedsatz geschilderte Vorgang zu einer früheren Zeit als der im übergeordneten Satz geschilderte Vorgang abspielt (Vorzeitigkeit), oder sich zur gleichen Zeit abspielt (Gleichzeitigkeit) oder er sich später abspielt (Nachzeitigkeit).

Es entstand so eine geregelte Zeitenfolge (Consecutio temporum) von über- und untergeordnetem Satz. Ihre Prinzipien muß man kennen. Denn man darf oder kann die Tempora lateinischer Gliedsätze oft gar nicht genau im Deutschen wiedergeben. Das Deutsche drückt nämlich - insbesondere in der Vorzeitigkeit - das Zeitenverhältnis nicht immer genau aus und hat zum Teil gar nicht einmal das entsprechende Tempus, so daß man ein Futur II durch Präsens oder Perfekt wiedergibt.

 

1. Zeitenfolge bei indikativischen Gliedsätzen

 

Zeitstufe des übergeordneten Satzes Tempus im untergeordneten Satz bei Vorzeitigkeit Tempus im untergeordneten Satz bei Gleichzeitigkeit
Gegenwart (also Präsens oder resultatives Perfekt) Perfekt Präsens
Vergangenheit (also Perfekt, Imperfekt, Plusquamperfekt) Plusquamperfekt Imperfekt
Zukunft (also Futur I und Imperativ) Futur II Futur I

 

2. Zeitenfolge bei konjunktivischen Gliedsätzen, soweit sie innerlich abhängig sind

 

Zeitstufe des übergeordneten Satzes Tempus im untergeordneten Satz bei Vorzeitigkeit Tempus im untergeordneten Satz bei Gleichzeitigkeit
Gegenwart (also Präsens oder resultatives Perfekt), Zukunft (Futur I+II u. Imperative) Konjunktiv Perfekt Konjunktiv Präsens
Vergangenheit (also Perfekt, Imperfekt, Plusquamperfekt und historischer Infinitiv) Konjunktiv Plusquamperfekt Konjunktiv Imperfekt

 

Die Nachzeitigkeit wird durch die sogenannte Coniugatio periphrastica umschrieben. Diese Form wird gebildet aus dem Partizip Futur und den Formen von esse, und zwar mit den Präsens-Formen für Nachzeitigkeit zur Gegenwart und den Imperfektformen für die Nachzeitigkeit in der Vergangenheit.