Die Rede des Pythagoras
(Copyright by Regula Gurtner, René
Gerber)
Zusammenfassung
Pythagoras vergleicht in seiner Rede den Ablauf des Jahres mit dem Ablauf des Lebens. Die Jahreszeiten entsprechen dabei den Lebensaltern. Der Frühling ist also die Kindheit: "Denn es (das Jahr) ist zart und milchig und dem Kind sehr ähnlich in der jungen Altersstufe, im Frühling." Darauf folgt der Sommer, die stärkste Jahreszeit, im Lauf des Lebens ist das die Jugend. Der Herbst ist "von mittlerem Temperament', wie auch das mittlere Lebensalter. "Hierauf kommt der schreckliche Winter, der Greis, mit zittrigem Schritt, entweder sind die Haare geraubt, oder, wenn er noch welche hat, weiss." Pythagoras stellt die Veränderungen der Jahreszeiten den Veränderungen des Körpers währen des gesamten Lebens gegenüber und findet viele Parallelen. Das heranwachsende Kind gleicht einer Pflanze, die zuerst schwach ist, dann wächst, kräftig wird, nachher aber langsam verwelkt. Am Ende wird alles von der Zeit zerstört. Pythagoras sagt, dass sich alles in der Welt ständig verändert, die Summe aber stets gleich bleibt.
Pythagoras' Leben Um Pythagoras' Leben ranken sich zwar zahlreiche Legenden, mit Sicherheit weiss man allerdings nur wenig. Er lebte ungefähr von 570 bis 500 v.Chr. Pythagoras wuchs auf der griechischen Insel Samos auf, zog dann aber weg von dort, weil er die unterdrückende Herrschaft von Polykrates nicht mehr ertragen wollte. Seine Reise führte in durch Ägypten. Schliesslich liess er sich in der süditalienischen Stadt Kroton nieder, wo er einen Orden gründete. Die Mitglieder mussten strenge Regeln befolgen, durften beispielsweise kein Fleisch und keine Bohnen essen und sich nicht auf einen Stuhl setzen. Trotz des Aberglaubens war die Schule von Pythagoras wissenschaftlich ausgerichtet und schaffte die Grundlagen der theoretischen Mathematik (z.B. Satz von Pythagoras). Der pythagoräische Orden gewann rasch an Einfluss und Ansehen, hatte jedoch auch viele vehemente Gegner. Wegen eines Anschlages auf seine Schule zog Pythagoras um 510 nach Metapont weiter, wo er bis zu seinem Tod blieb.
Pythagoras' Philosophie Pythagoras hatte die Vorstellung, dass alle Dinge aus Zahlen bestünden. Zu dieser Vorstellung führte wahrscheinlich seine musikalische Entdeckung der Intervalle. Da mit Hilfe dieser lautquantitativen Beziehungen mathematisch harmonische Reihen gebildet werden konnten, kam ihm der Gedanke, die ganze Welt basiere auf Zahlen: Ist einmal die quantitative Struktur erfasst, so haben wir die Welt unter Kontrolle. Pythagoras war auch der erste, der Interesse für Mathematik aufbrachte, die in erster Linie nicht von praktischen Bedürfnissen bestimmt war. Nach Pythagoras verleiht die grenzenlose Luft den Einzeldingen Klarheit und diese geben dann dem Grenzenlosen Mass. Ausserdem stellt er das Grenzenlose mit dem Dunkeln und die Grenze mit dem Feuer gleich, ein Gedanke, der vom Vergleich Himmel - Sterne kommt. Pythagoras glaubte auch, dass es noch viele andere Weiten gibt, aber, auf Grund seiner Zahlenlehre, nicht, dass es unzählige sind. Er hielt die Erde für kugelförmig. Die Seelenwanderung ist ein weiteres wichtiges Thema seiner Philosophie.