Werbung auf dem Usenet: Wie man es tun sollte und wie nicht

Copyright 1995 by Joel K. Furr, jfurr@danger.com

Dies ist eine Deutsche Übersetzung des englischen Originals. Fehler und Kommentare zur Übersetzung bitte an den Übersetzer Felix Rauch (felix.rauch@nice.ch).

Inhalt


Einleitung

Werbung auf dem Usenet wird häufig falsch verstanden. Der Sinn dieser Seite ist es, einige Usenet-Konventionen betreffend Werbung neuen BenutzerInnen zu erklären und (hoffentlich) allen beteiligten eine Menge Ärger zu ersparen.

Zu Beginn definieren wir einen Ausdruck. "Usenet" ist kein Synonym für "Internet". Usenet ist das System von Online-Diskussionsgruppen, die man "Newsgruppen" (engl. newsgroup) nennt, z.B. rec.humor, comp.misc, news.announce.newusers, talk.origis, misc.rural, alt.sex, und so weiter.

Diese FAQ (FAQ kommt vom Englischen Frequently Asked Questions, also häufig gestellte Fragen und beinhaltet somit auch die immer wieder gegebenen Standardantworten) versucht nicht, im Detail die verschiedenen Wege zu beschreiben, wie man für ein kommerzielles Produkt auf dem Internet Werbung machen kann. Sie erklärt nur einige Dinge im Zusammenhang mit Werbung in den Usenet Newsgruppen.

Die Philosophie des Usenet

Das Usenet begann im Jahre 1980 als ein Netzwerk, welches UNIX-Rechner, die miteinander über Updates, Konfigurationen und andere Fragen rund um das UNIX-Betriebssystem kommunizieren mussten. Anfänglich wurden wenige Meldungen pro Woche verschickt, aber das System war so nützlich, dass der Netzverkehr schnell zunahm und das Usenet fast sofort auch Foren über Science Fiction, Menschen und Computer, und andere Themen enthielt.

Am Anfang war das Usenet mehrheitlich auf Universitäten und Hochschulen beschränkt, sowie auf Forschungsgesellschaften und andere kommerzielle Unternehmen, die UNIX-Rechner installiert hatten. Mittlerweile umfasst es Millionen von Benutzern, die es über kommerzielle Internetanbieter wie America Online oder in Firmen, die in allen möglichen Geschäftigkeitsbereichen tätig sind, benutzen. Trotzdem haben viele Gebräuche auf dem Usenet ihren Ursprung in den Tagen, als das Usenet noch klein und die meisten Anschlüsse an Universitäten waren.

Dass die Gebräuche und Traditionen ihren Anfang nahmen, als das Usenet noch viel kleiner und in seiner Art ganz anders war, verkleinert in keiner Weise den Ärger, den viele Benutzer verspüren, wenn gegen diese Gebräuche verstossen wird.

Ein solcher Brauch ist die Tradition und die Überzeugung, dass es unanständig ist, im Usenet für Profit Werbung zu machen.

Werbung wird weithin als unpassende Störung in der Diskussion einer bestimmten Newsgroup aufgefasst (eine Newsgroup ist das Usenet-Wort für eine Diskussionsgruppe oder ein Schwarzes Brett). Jede Newsgruppe hat ein paar ganz bestimmte Themen die sie abdeckt, und wenn eine Newsgruppe als effektives Diskussionsforum dienen soll, ist es wichtig, dass die BenutzerInnen beim Thema bleiben. Wenn jedeR die Themem der Newsgruppen missachten und schreiben würde wo und was ihm oder ihr gerade passt, würde das System zusammenbrechen.

Durch die dezentralisierte Struktur des Usenet gibt es keine Person und kein Gremium, das die Sitte des "beim Thema bleiben" durchsetzen könnte. Es muss sich jedeR BenutzerIn selber darum kümmern, die Kultur der offenen Diskussion und freien Meinungsäusserung, für die das Usenet steht, fortzusetzen.

Dies betrifft natürlich auch Werbung. Werbung ist bei weitem die verbreiteste Form der nicht zum Thema passenden Veröffentlichung und bekommt das folglich auch am meisten zu spühren.

Eine Analogie

Wenn Dir eine Analogie hilft, die Situaton zu verstehen, dann stell Dir eine Versammlung an Deinem Arbeitsplatz oder an der Schule vor.

An dieser Versammlung nun diskutieren Leute über ein bestimmtes Thema -- zum Beispiel darüber, in der Stadt neue Gehsteige zu bauen oder neue Bücher für die Grundschule zu kaufen, oder darüber, was mit einem neuen Produkt zu tun sei, dass Deine Firma einzuführen plant.

Mitten in der Diskussion über neue Gehsteige oder Schulbücher oder ein neues Produkt kommt jemand in den Raum, unterbricht alle und liest eine Werbung für ein lokales Restaurant vor. Er oder sie verlässt den Raum darauf wieder ohne auf einen Kommentar zu warten.

Jetzt stellt Dir vor, das würde immer und immer wieder geschehen, wenn Deine Gruppe eine Versammlung abzuhalten versucht. Immer wenn jemand ein Argument darzulegen versucht, kommt einE FremdeR und liest eine Werbung vor für etwas, das nichts mit dem Thema der Versammlung zu tun hat.

Es wäre bald sehr schwierig, überhaupt noch effektive Versammlungen durchzuführen, nicht?

Genauso ist es sehr schwierig eine Newsgruppe im Usenet interessant zu behalten, wenn es Leute gibt, die sie mit Werbung überschwemmen.

Die versteckten Kosten

Ein Grund, der Leute auf die Idee bringt, im Usenet Werbung zu machen, sind die vermeintlich geringen Kosten. Man bezahlt 20 - 30 Franken pro Monat für einen Internet-Account und kann buchstäblich Millionen von Werbungen ohne weitere Kosten verschicken.

Aber es gibt zusätzliche Kosten. Jede Meldung die man abschickt, braucht Speicherplatz auf jedem Computer rund um die Welt, auf dem sie landet. Es stört die Verwalter dieser Computer nicht gross, für Speicherplatz zu bezahlen, weil sie wissen, dass die anderen, die an den Usenet-Diskussionen teilnehmen, dies gerne tun. Es ist wie eine Art gegenseitiges Rückenkratzen: "Ich lasse die Meldungen, die Du abschickst gratis auf meinem Rechner und Du speicherst dafür meine Meldungen gratis bei Dir." Alle profitieren von interessanten, informativen oder amüsanten Diskussionen und so stört es niemanden, für den Speicherplatz zu bezahlen.

Aber es gibt nur jemanden, der von Werbung profitiert: Den oder die WerberIn. Sicher, man kann sagen, dass die Leute, die die Werbung sehen, vom beworbenen Produkt oder der angebotenen Dienstleistung profitieren, aber wenn man das abwägt gegen das, was sie verlieren, wenn ihre Lieblings-Diskussionsrunde durch Non-Stop-Werbung übernommen wird, ist es ein schlechter Tausch.

Niemand möchte seinen Speicherplatz gratis jemandem zur Verfügung stellen, der in egoistischer Art und Weise eine Werbung in jede Newsgruppe auf dem Usenet schickt.

Wie man auf dem Usenet werben sollte

Es gibt akzeptable Wege, wie man in Usenet-Newsgruppen werben kann.

1. Die themenbezogene Notiz

Wenn Du ein Produkt oder eine Nachricht hast, die spezifisch zu einer bestimmten Newsgruppe gehört und Du die anderen darüber informieren möchtest, dann ist es normalerweise richtig, eine Notiz dazu zu verschicken.

Beachte das Wort "Notiz". Eine Notiz ist eine kurze Beschreibung des Produkts mit Informationen, wie eine interessierte Person mehr darüber erfahren kann. Es ist keine Verkaufsmasche. Es ist keine Werbung. Es ist keine Meldung der "KAUFE KAUFE KAUFE"-Art. Es ist eine Notiz.

Du wirst dazu ermutigt, solche Nachrichten ein einziges Mal abzuschicken. Wenn Deine "höfliche Informationspolitik" jede Woche im Usenet erscheint, werden sich die anderen Benuzter über Dich ärgern.

Es empfiehlt sich zudem dringend in solchen Nachrichten nicht zu übertreiben. Was oftmals gut funktioniert, ist eine kurze Mitteilung über Dein Produkt oder Deine Dienstleistung zu verschicken und dabei eine Kontaktadresse, WWW-Adresse oder Telefonnummer anzugeben, wo InteressentInnen mehr Informationen bekommen können.

Falls Du zum Beispiel Beratungen zur Immigration in die USA anbietest, könntest Du eine Nachricht in alt.visa.us oder in eine der misc.immigration.* Newsgruppen absenden, wo sich eine Menge Leute befinden, die an diesem Thema interessiert sind. Die selbe Nachricht in rec.sport.football.college zu verschicken wäre nicht passend, weil rec.sport.football.college nichts zu tun hat mit Immigrationsgesetzen, Visen oder wie man Bürger eines anderen Landes wird.

Eine Möglichkeit um herauszufinden, ob eine Nachricht themenbezogen ist, besteht darin, in der Charta (engl. charter) der Newsgruppe nachzuschauen. Die Charta ist eine formale Deklaration, was zum Thema gehört und was nicht und wurde festegelegt, als die Newsgruppe in einer der sogenannten "Big 7" Hierarchie (comp.*, soc.*, rec.*, talk.*, misc.*, news.*, sci.*, und humanities.*) installiert wurde. Auch einige andere Gruppen haben Chartas, aber nicht alle -- und falls sie eine haben, ist sie häufig eine oder zwei Linien lang. Wo kannst Du eine Charta finden? Nun, in einigen Fällen wird die Charta regelmässig in der Newsgruppe veröffentlicht oder sie ist in der FAQ (zur Erinnerung: FAQ = Frequently Asked Questions, eine Sammlung der häufigsten Fragen) der Gruppe integriert. In anderen Fällen wurde die Charta auch vergessen. Chartas sind manchmal schwierig zu finden, Du solltest also Dein bestes Urteilsvermögen einzetzen und/oder jemanden anders fragen, der die Gruppe schon eine Weile liest, um herauszufinden, ob eine bestimmte Meldung passend ist.

Das heisst aber nicht, dass themenbezogene Notizen immer willkommen sind; die starke Verbeitung von unpassenden Werbungen (Werbungen, die auf eine falsche Art am falschen Ort veröffentlicht wurden) resultierte darin, dass allen Werbungen, auch rein informellen Nachrichten, die nur in passenden Bereichen verschickt wurden, die kalte Schulter gezeigt wird. Du kannst helfen, dies zu verbessern, indem Du Deine Werbung auf informelle Nachrichten beschränkst, die Du nur in passenden Gruppen anbringst und dabei auch lokale Restriktionen berücksichtigst, die die Leser einer bestimmten Gruppe bezüglich Werbung aufgesetzt haben.

*.forsale, *.marketplace und *.market Newsgruppen

Es gibt viele Newsgruppen, die direkt mit Verkaufen zu tun haben. Du erkennst sie leicht am Wort "forsale", "marketplace" oder "market" in ihren Namen.

Zum Beispiel ist rec.games.board.marketplace eine Newsgruppe, in der Leute ihre "zu verkaufen" und "zu kaufen gesucht" Notizen über Brettspiele, die sie kaufen oder verkaufen möchten, verschicken.

Genauso ist die misc.forsale.*-Hierarchie voller Newsgruppen, wo man Computer, Monitore, Drucker, Zusatzgeräte und so weiter verkaufen oder kaufen kann. Das gleiche gilt für misc.forsale.non-computer.*, um Dinge, die nichts mit Computern zu tun zu haben, zu verkaufen oder kaufen. Jedoch ist der Grundsatz von misc.forsale.* ziemlich resistent gegen kommerzielle Werbung -- die Hierarchie ist für private Kleinanzeigen gedacht.

Viele Bereiche des Netzes haben auch lokale Hierarchien, wo man "zu verkaufen"- und "zu kaufen gesucht"-Meldungen verschicken kann.

In der Schweiz zum Beispiel hat die ch.*-Hierarchie eine Newsgruppe ch.market, wo private Kleinanzeigen an der Tagesordnung sind.

Im allgemeinen wird es aber als unhöflich aufgefasst, eine Notiz über Dein Produkt in jede "forsale"-Newsgroup zu crossposten, sogar in solche am anderen Ende des Landes oder der Welt. Verschicke Deine Notiz nur in Deiner lokalen Newsgruppe, falls es eine gibt.

comp.newprod

Falls Du von einer Computerfirma bist, die ein neues Produkt auf den Markt bringt (und nur dann), kannst Du dieses Produkt in der Computergemeinschaft bekannt machen, indem Du eine Notiz in die moderierte Newsgruppe comp.newprod verschickst. Der Moderator von comp.newprod verlangt von den eingeschickten Artikeln, dass sie informativ und ohne Übertreibungen sind, sodass die Leser comp.newprod als verlässlichen Weg der Informationsbeschaffung benutzen können.

biz.*

Es gibt eine Hierarchie von Newsgruppen, "biz.*" genannt, die hauptsächlich für Bekanntmachungen von Firmen über neue Produkte, Korrekturen, Erweiterungen, Demosoftware und so weiter eingerichtet wurde. Falls Dein Provider biz.* anbietet und Du glaubst, das eine Newsgruppe in der biz.*-Hierarchie für Dich das richtige wäre, dann wende Dich an biz.config und erkundige Dich danach.

Aber sei gewarnt: Wenn es Dein Ziel ist, eine biz.*-Newsgruppe zu installieren, um sie mit übertreibenden Werbungen zu füllen, wird sie niemand lesen. Leute wollen Newsgruppen lesen, die ihnen auch etwas bringen; sie wollen nicht eine Newsgruppe abonnieren, die nur Werbungen für "Bob's Köder und Angelruten" enthalten.

Es gibt ein paar Dutzend biz.*-Newsgruppen, von denen einige regelmässig benutzt werden und andere ausser Betrieb sind. Falls Dein Provider biz.* anbietet, kannst Du mehr über die hierarchie herausfinden, indem Du in biz.config, biz.general oder biz.misc nachfrägst.

Werbungen in signatures

Eine .signature-Datei ist eine Minidatei, die automatisch am Ende jeder Nachricht, die Du im Usenet abschickst, angehängt wird -- egal was darin steht. Ob Du ein .signature verwenden kannst oder nicht, hängt vom News-System ab, das Du benutzt, um auf die Usenet-News zuzugreifen. Auf den meisten UNIX-Systemen genügt es, eine Datei mit dem Namen .signature im Home-Verzeichnis des shell-Kontos zu erstellen und darin zu schreiben, was auch immer man gerne in seinem .signature hätte. Andere Systeme erlauben Dir ähnliche Dinge, aber die Implementation variiert von System zu System. Wenn Du nicht herausfindest, wie Du auf Deinem System ein .signature machen kannst, frage jemanden, der für Hilfe zuständig ist.

Typischerweise wird es als schlechtes Benehmen aufgefasst, mehr als vier Linien in einem .signature zu haben, egal was in diesen vier Linien steht. Gigantische ASCII-Bilder von Drachen zum Beispiel sind sehr langweilig, wenn man sie jedesmal anschauen muss, wenn eine bestimmte Person etwas im Usenet verschickt.

Ebenso gilt es als schlechtes Benehmen, eine Werbung im .signature unterzubringen und dann eine Menge leere oder fast leere Meldungen in den verschiedensten Newsgruppen zu verschicken, nur um das eigene .signature in verschiedenen Newsgruppen bekanntzumachen.

Andererseits, wenn Du sinnvolle, hilfreiche Meldungen in Newsgruppen veröffentlichst, die Dich auch interessieren und diese Meldungen halt die Adresse Deine Web-Seite enthalten, wird sich kaum jemand beschweren.

Behalte einfach Deine .signature-Werbung extrem kurz und einfach. Lass die Verkaufsmasche auf Deiner Webseite -- das .signature sollte im Normalfall nur wenig mehr enthalten als Deine URL und vielleicht eine Erwähnung in welchem Geschäft Du tätig bist.

Zurückhaltung und Verantwortung sind alles -- wenn Du das hast, werden die Leute aufsitzen und Dir zuhören.

Wie man nicht auf dem Usenet werben sollte

Unglücklicherweise gibt es etwa gleich viele unpassende Methoden, auf dem Usenet zu werben, wie es passende gibt.

Verschicken von nicht zum Thema passenden Artikeln in falschen Newsgruppen

Jede Meldung, die Du auf dem Usenet verschickst, sollte nur in passenden Newsgruppen verschickt werden.

Du leitest zum Beispiel eine Teppichfirma. Folglich willst Du Teppiche verkaufen. Also schickst Du eine Nachricht ab in sci.physics. Nicht besonders überaschend ist es, dass Dir dann eine Menge Leute E-Mails schicken werden, um Dir zu sagen, was für ein Trottel Du bist.

Wieso sie das tun, fragst Du? Ganz einfach: sci.physics hat nichts mit Teppiche verkaufen zu tun. Deine Werbung war so unpassend wie wenn jemand versucht hätte, dort eine Diskussion über die kommende Fussballsaison zu starten, oder eine Menge Artikel über seine letzten Ferien abgeschickt hätte.

Stell Dir vor, Dir gehört eine Teppichfirma und Du liest regelmässig rec.crafts.textiles.weaving, eine Newsgruppe über das Weben. Würdest Du es mögen, wenn jemand in die Newsgruppe käme und eine Menge Werbung über Ginseng-Tabletten verschickte, und wenn dann jemand anders kommen würde und versuchte, Abonemente für irgend ein Magazin zu verkaufen und bevor Du es merkst wird es immer schwieriger, überhaupt noch eine Diskussion in der Newsgruppe über Weben verfolgen zu können?

Versuche es vom Blickpunkt der anderen Person zu sehen. Wenn Du es hasst, wenn jemand eine Werbung für sein Produkt in Deine Lieblingsnewsgruppe verschickt, wieso solltest Du dann eine Werbung für Dein Produkt in tausende von anderer Leute Lieblingsnewsgruppen verschicken?

Denke an die goldene Regel: "Was Du nicht willst, das man Dir tu', das füg' auch keinem andern zu."

Spamming

Spamming wird definiert als das Verschicken von identischen oder fast identischen Meldungen (nicht nur Werbung, aber meistens wird mit Werbung gespammt) in zahlreiche Newsgruppen, eine nach der anderen. Da es nicht sehr schwer ist, ein Programm zu schreiben, welches ein und die selbe Meldung in Dutzenden, wenn nicht gar Hunderten oder Tausenden von Newsgruppen verschickt, haben dies schon viele Leute probiert.

Was passierte mit den Leuten, die gespammt haben?

Sie haben ihre Internet-Konten verloren, sie wurden gemailbombt (sie bekamen Tausende von sinnlosen und zum Teil sehr langen E-Mails), andere leute telefonierten ihnen mitten in der Nacht und schrien sie an, ihre Post (normale Post, nicht E-Mail) wurde an fremde Orte weitergeleitet, für sie wurden Tausende von nicht gewollten Magazinen bestellt, ihre Faxgeräte empfingen Tausende von Seiten mit sie verdammenden Inhalten und so weiter.

Nichts ist auf dem Usenet so sehr verhasst wie Spamming. Es ist extrem unhöflich, ja unglaublich frech, und Du wirst es bereuen, wenn Du es trotzdem tust.

Das ist keine Drohung -- es ist eine Beobachtung. Alle Vorteile, die Dir Spamming vielleicht eingebracht haben, werden bei weitem aufgehoben durch den öffentlichen Aufschrei gegen Dich in jeder Newsgruppe, in der Du Deine Werbung veröffentlich hast.

Einige Medienleute haben die falsche Auffassung bekommen, dass Spamming so sehr verhasst sei, weil es Werbung ist. Obwohl es stimmt, dass Usenet-BenutzerInnen nicht viel übrig haben für Werbung, ist der wahre Grund, weshalb es so verhasst ist, seine unglaubliche Frechheit.

Wenn Du eine Newsgruppe nicht regelmässig liest, wieso solltest Du dann eine Werbung darin verschicken? Dadurch zeigst Du nur, dass Du nicht darum kümmerst, was die Leute in dieser Newsgruppe denken oder was sie belästigt; Du willst nur einen Vorteil für Dich selbst. Wenn Du mit einem Spam eine Werbung in hunderte oder tausende Newsgruppen verschickst, sagst Du damit nur, dass Dir Dein persönlicher Profit mehr Wert ist als die Diskussionen von Millionen von Menschen.

Würdest Du es mögen, wenn jemand jeden Tag zu Deinem Haus käme und Dir mehrere tausend Kopien eines Werberundschreibens durch die Fenster schaufelte?

Jede Kopie braucht Festplattenspeicherplatz auf tausenden Computern rund um die Welt -- und wenn Du die Werbung 1000 Mal verschickst, dann sind das Millionen von Kopien, für die Du andere Leute bezahlen lässt durch den von ihnen zur Verfügung gestellten Speicherplatz und die von ihnen benutzte Übertragunskapazität. Wenn Du spammst, verschwendest Du hunderttausende von Franken durch das Füllen von anderer Leute Festplatten.

Also, bitte tu's nicht. Ich habe bereits erklärt, dass eine Kopie einer unpassenden Meldung unhöflich ist, weil sie nichts mit der Newsgruppe, in der sie veröffentlicht wurde zu tun hat. Multipliziere dies tausend Mal um eine Idee zu bekommen, wie unhöflich ein Spam ist.

Bemerkung: Was mit Spam passiert

Beim Spammen sollte man nicht vergessen, dass Usenet-LeserInnen Verteidigunsmechanismen dagegen entwickelt haben, sodass es letztlich nicht sehr effizient ist. Es laufen auf dem Usenet einige Spam-Detektoren und wenn einer davon herausfindet, dass eine Nachricht wiederholt in mehreren verschiedenen Newsgruppen verschickt wurde, werden die Leute, die die Spam-Detektoren betreuen, einschreiten und den Spam löschen indem sie 'cancel'-Meldungen verschicken. Diese werden von den meisten Newsservern weltweit akzeptiert.

Ein weitverbreiteter Irrtum der Medien ist, dass sie glauben, Spam sei schlecht, weil es Werbung ist und die Leute, die die Spams löschen täten dies, um Werbung loszuwerden. Tatsächlich aber betrachten die meisten Usenet-BenutzerInnen das 'canceln' von fremden Nachrichten als ziemlich schlechtes Benehmen, welches man nur als letzte Möglichkeit ergreifen sollte. Wenn Spam-Detektoren einen Spam löschen, dann tun sie das wegen der Datenmenge (hunderte von Kopien), nicht wegen dem Inhalt.

Häufig wird als Analogie verwendet, dass man auf der Strasse den Leuten sagen darf, was man will. Das Recht hat man tatsächlich -- aber man hat nicht das Recht, um 3 Uhr morgens bei jemandem den Kopf durch's Fenster zu stecken und durch ein Megaphon zu brüllen.

Falls Du also einen Spam machst, hast Du gute Chancen, Dein Konto zu verlieren, Dein Leben zu einer lebenden Hölle gemacht zu bekommen, möglicherweise von Leuten verklagt zu werden, deren Speicherplatz Du verbraucht hast, und schlussendlich werden nicht einmal viele Leute Deine Werbung sehen. Es ist den Ärger, den Du bekommen wirst schlicht nicht wert.

Sorry, dass das so schlecht tönt, aber ein Spam ist wirklich eine sehr schlechte Idee.

Falls es Dich schlussendlich interessiert, woher der Begriff "spamming" herkommt, er kommt von einem Monthy Python Sketch in welchem einige Personen in einem Restaurant waren, das hauptsächlich "Spam" anbot. Im Menu waren Speisen eingetragen wie "Spam, Spam, Spam, Eier, Schinken, und Spam". Immer wenn die Bedienung das Menu herunterlas, stimmte eine Gruppe Vikinger in einer Ecke ein und überstimmten mit dem Wort "Spam" alles andere.

Einige Medienleute verbreiteten die Erklärung, dass das Wort "spamming" davon herrühre, dass man Spam-Stücke in einen Ventilator wirft. Von dort kommt der Ausdruck nicht.

Unerwünschte Müll-Email

Ein weiteres oft gemachtes und oft bestraftes Schema ist, Email an tausende Fremde zu verschicken, deren Adressen man in verschiedenen Usenet-Newsgruppen gefunden hat. In den letzten Jahren haben Dutzende von Leuten ihren Internetzugang verloren, nachdem sie tausenden von Fremden Werbung für Eigentumswohnungen in Cancun oder dubiose Kreditschemata schickten, und doch kommt auch weiterhin Müll-Email herein.

Es genügt anzufügen, dass es eine sehr schlechte Idee ist, die E-Mail-Adressen von Usenet-BenutzerInnen zu verwenden. Die meisten Internetanbieter werden dir Deinen Internet-Stecker ziehen, wenn Du so etwas machst.

'Mail-Vermischte' Werbung

Einige Werber bemerkten, dass nur identische Artikel von den Spam-Detektoren entdeckt werden und kamen mit der kleveren Idee, ihre Werbung in Dutzenden von Newsgruppen zu verschicken, dabei aber immer eine oder zwei Zeilen zu verändern, damit sie genügend unterschiedlich aussehen, um so das Löschen zu verhindern.

Zum Beispiel verschickte ein Buchverleger eine Werbung für eines seiner Bücher in Dutzende von Newsgruppen. Jedem Artikel fügte er einen Absatz bei, der den Text enthielt, der in dem Buch über die jeweilige Newsgruppe gedruckt war.

Es war natürlich klar, dass der Verleger kein Interesse mehr hatte an Antworten zum Text, da das Buch nun bereits veröffentlich war; schliesslich gab ein Angestellter der Firma zu, dass die Technik verwendet wurde, um die Spam-Detektoren zu umgehen -- und dass es eben darum ging, die Werbung weit zu verbreiten ohne gelöscht zu werden.

Verschicke keine Meldungen wie "Gratuliere, REC.FOOD.DRINK.BEER-Leser, Sie gehören zu den wenigen glücklichen, die dieses erstaunliche Angebot bekommen." Spam, der versucht, jede Newsgruppe in der er verschickt wird, einzeln miteinzubeziehen ist nach wie vor Spam und wird bei seiner Entdeckung sofort gelöscht.

Schluss

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Nicht zum Thema passende Werbung und Werbung, die etwa dem mitternächtlichen Verkünden einer Botschaft mit einem Megaphon durch ein Fenster entspricht, sind schlechte Ideen.

Bitte übe Dich in Zurückhaltung und mach nicht den Fehler, den schon viele gemacht haben und denke, nur weil es keine zentrale Authorität gibt, die Dich bestrafen könnte für's Spammen von Newsgruppen, würde es keine Konsequenzen haben, wenn Du es tust.

Es wird Konsequenzen haben, wenn Du spammst -- und Du könntest überrascht werden, wie lange es Dir noch übel genommen wird, wenn Du jemandem seine Lieblingsnewsgruppe mit einer weiteren unpassenden Werbung gespammt hast.

Falls Du werben willst auf dem Usenet, dann kannst Du das, aber bitte befolge die Tips auf dieser Seite unter "Wie man auf dem Usenet werben sollte" und mach nicht die unter "Wie man nicht auf dem Usenet werben solle" aufgelisteten Fehler.

Bleib beim Thema; übertreib nicht; verschick Deine Artikel nur in Newsgruppen, wo sie hingehören.

Behandle andere genau so, wie Du von ihnen auch behandelt werden möchtest.


Nachwort: Werbung auf dem Internet

Es soll hier festgehalten werden, dass es viele Wege gibt, um auf dem Internet zu werben, die ganz ohne das Usenet auskommen.

Das Usenet ist NICHT das selbe wie das Internet. Usenet wird über das Internet übertragen, aber Übertragungen finden auch auf anderen Wegen statt (siehe "What is Usenet" in news.announce.newusers für mehr Informationen). Das Internet beinhaltet auch Dienste wie ftp, telnet, gopher und das World Wide Web.

Eine World Wide Web-Seite erlaubt es Dir, Grafiken, Text und Musik in einem interaktiven Hypertext-Format, das einfach zu verstehen und installieren ist, darzustellen. Viele tausende von Firmen, Privatpersonen und Organisationen haben World Wide Web-Seiten installiert, die von jeder Person rund um die Welt mit einem Browser wie Mosaic oder Netscape angeschaut werden können.

Da diejenigen Personen, die eine WWW-Seite sehen, nur diejenigen sind, die sie sehen wollen, und die Person, die für den Platz der WWW-Seite bezahlt dieselbe Person oder Firma oder Organisation ist, die sie installiert und designt hat, ist eine WWW-Seite eine viel bessere Möglichkeit, Informationen über Deine Firma auf dem Internet anzubieten als Werbung auf dem Usenet.

Wenn Du eine Starthilfe brauchst für den Anfang, dann frag am besten Deinen Internetprovider; meistens ist alles was Du wirklich brauchst ein Buch über die Basis von HTML(Hyper-Text Markup Language)-Design zu kaufen und/oder einen Blick in die Newsgruppe comp.infosystems.www.authoring.html zu werfen. Es ist wirklich nicht so schwer eine WWW-Seite aufzubauen, und es ist viel, viel, viel nachbarschaftlicher Deine Werbebotschaft auf einer WWW-Seite darzustellen als die Usenet-Leser auf die Palme zu bringen.


FALLS DU WEITERE FRAGEN HAST:

Eine Gruppe erfahrener Usenet-Benutzer ist bereit, Dir Hilfe zu geben und Dir nicht-destruktive Wege zu zeigen, um das Usenet für Deine kommerziellen Zwecke zu nutzen. Wenn Du Englisch kannst und Fragen hast oder helfen möchtest, sende eine Mail an commerce@acpub.duke.edu
Zurück zum Index.